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Architektur der Propaganda - Exkursion der W-Seminare "Jugend im Nationalsozialismus" nach Nürnberg
Schüler*innen lernen spätestens im Geschichtsunterricht die Gräueltaten der Nationalsozialisten kennen oder kommen bereits vorher damit in Berührung. Doch diesen „nur“ in Geschichtsbüchern zu begegnen oder selbst an einem Ort der Verbrechen zu stehen, macht einen riesengroßen Unterschied. Diesen durften wir, die Q11, in Begleitung von Frau Nistor, Herrn Kerrscher und Herrn Magg im Zuge unseres W-Seminars „Jugend im Nationalsozialismus“ in der Stadt der Reichsparteitage erleben.
In Nürnberg angekommen, machten wir uns gleich auf den Weg zum eigentlichen Hauptteil unserer Exkursion: dem Reichsparteitagsgelände. Dort besuchten wir zunächst das Dokumentationszentrum, in welchem wir uns bereits einen Überblick über die große Bedeutung der Reichsparteitage und rund um die NS-Ideologie machen konnten. Hier wurde uns schnell klar: Die Reichsparteitage waren keineswegs dazu gedacht mit dem Volk über Politik zu diskutieren, sondern viel mehr, die Stärke und Macht vom Hitlerdeutschland zu präsentieren. Hier standen Masseninszenierungen und Propaganda auf der Tagesordnung.
Trotz Wind, Regen und Kälte liefen wir danach weiter in die Colosseum-ähnliche Kongresshalle, in welcher man sich so schon mit ihrer Höhe von 39m winzig fühlte. Für uns war es fast unvorstellbar, als Herr Magg und Herr Kerscher erzählten, dass die Kongresshalle - wenn sie denn fertiggestellt worden wäre - eigentlich noch 30m höher geworden wäre. Unsere Tour ging dann über den Volksplatz zur „großen Straße“, dem Ort der Märsche weiter. Die 60.000 massiven Granitplatten, aus welchen die Straße besteht, gaben das genaue Maß der Schritte beim Marschieren vor, sodass alle Soldaten im Gleichschritt als große Einheit auftraten. Weiter ging es zum Zeppelinfeld, wo wir auf der Haupttribüne den ersten Teil unserer Exkursion beendeten. Hier wurde damals von den Alliierten das Hakenkreuz gesprengt - welch passender Ort zum Abschluss unseres Besuchs des Reichparteitagsgeländes.
Am meisten hängengeblieben ist wohl, wie gut die Nazis es verstanden haben, Propaganda zu betreiben – seien es die Dimensionen der Architektur, die einen winzig fühlen ließen und Hitler ins Zentrum des Geschehens stellten oder sei es das taktische Vorgehen der Nazis: Man fühlte sich während der Reichsparteitage wie ein besonderer „Auserwählter“ und konnte sich schwer von den großen Massen der Begeisterten losreißen.
Dies Alles sensibilisierte uns nochmal mehr für das Thema Propaganda und den Umgang damit und ließ uns mehr verstehen, wie es überhaupt zu diesem Ausmaß der damaligen „Blindheit“ und Begeisterung in Deutschland kommen konnte.
Zum Abschluss des Tages gingen wir in ein veganes asiatisches Restaurant (ja, wir lassen es uns auch gern gutgehen), was der perfekte Ort war, um den Tag durch verschiedenste Gespräche zu reflektieren. Wir, die Lehkräfte und Schüler*innen, konnten uns durch sehr unterhaltsame Gespräche näher kennenlernen und gemeinsam über einiges lachen. Zufrieden und mit vollgeschlagenem Bauch ging es wieder zurück in die Jugendherberge, die tatsächlich auch gleichzeitig eine Burg war! Wir wollen ja nicht angeben, aber wir haben uns schon ein bisschen wie Prinzessinnen gefühlt ;)
Nach einer Nacht in der kaiserlichen Burg, welche für die Einen kürzer und für die Anderen länger war, stärkten wir uns am leckeren Frühstücksbuffet und trafen uns dann mit einem Guide namens Andreas, welcher uns während einer sogenannten „Free Walking Tour“ vieles über Nürnberg und dessen Vielfältigkeit erzählte.
Inspiriert von seinem Opa, führte er uns durch die verschiedensten Ecken und schilderte uns das volle Gesamtpaket über Nürnberg – von den Traditionen, wie z.B. „drei im Weggla“, bis hin zu Erzählungen über die „goldene Zeit“ war alles mit dabei. Seine sehr ambitionierte und lustige Art und Weise machten die Kälte fast wieder wett.
Unsere letzte Station der Exkursion war dann das Memorium Nürnberger Prozesse. Wir besuchten den Ort, an dem das Gerichtsverfahren gegen die wichtigsten Vertreter des NS-Regimes stattfand: Neben dem Besuch des Schwurgerichtssaals 600 ist auch die dazugehörige Ausstellung, welche sich mit der Vorgeschichte, dem Verlauf und den Folgen der Prozesse beschäftigt, unbedingt ein Muss!
Dieser Ausflug war eine bunte Mischung von Emotionen: Die Fahrt hat uns gezeigt, wie schön Nürnberg sein kann und gleichzeitig auch welche grausame Geschichte sich hinter dieser Stadt verbirgt. Wir konnten vieles lernen und mitnehmen, was auch heute noch einen starken Aktualitätsbezug hat. Vielen Dank an Frau Nistor für die Begleitung und an Herrn Magg und Herrn Kerscher für die Organisation und Ausführung dieser guten Kombination aus neu erlangtem Wissen, sowie Spaß mit seinen Freund*innen.
Text: Elena Pilschikova