Projekttag Nachhaltigkeit

Wo Bildung für nachhaltige Entwicklung auf starke Schülerinnen trifft

„Im Bio-Unterricht haben wir in der 8. Klasse einen Filmausschnitt geschaut: Es ging um Bienen. Obwohl der Film total interessant war – was bei mir am heftigsten hängen blieb, war der Teil übers Bienensterben. Also bin ich nach der Schule zu meinem Papa und habe gefragt, ob wir da nicht was machen können, Imkern zum Beispiel. Und er hat einfach ‚Ja‘ gesagt!“ Annika Reinsch ist frisch gebackene Abiturientin und Hobby-Imkerin und hält im Rahmen des Nachhaltigkeitsprojekttages am Stetten einen Vortrag für ihre ehemaligen Mitschülerinnen. Mädchen aus der 8. und 9. Klasse lauschen nicht nur gebannt, sondern stellen anschließend auch zahlreiche Rückfragen: Wie teuer ist Imkern als Hobby? Wie stellt man einen Futterteig und eine Beute für die Bienen her? Smoker und Imkeranzug werden begutachtet, Ideen zum Schutz der Bienen gesammelt. Im Anschluss wird der neue Blühstreifen auf dem Gelände des Stettens eingeweiht und Samen ausgestreut.

 

 

Diese Aktion ist nur eine von zahlreichen, die an diesem Tag auf dem Campus des Stetten stattfinden: Geomikrobiologin Madeleine Kundgen, ebenfalls eine ehemalige Stettenschülerin, informiert in der Aula über Wasser. „Was? Man braucht 19.000 Liter Wasser, um nur ein Kilo Kaffee herzustellen?“ Nina Z. aus der 9. Klasse ist entsetzt. Gleich nebenan werden Samenbomben nach dem Motto des Guerilla-Gardening hergestellt. „Wenn wir die dann in öffentliche Grünflächen werfen, schaffen wir nicht nur Lebensraum für Bienen und andere Insekten – wir ‚vergrünen‘ nebenbei auch noch die Stadt!“, schwärmt Emily K. aus der 9. Klassen.

 

Weite Workshops sind über den Campus verteilt: In Kleider- und Büchertauschbörse tauschen Schülerinnen, statt neu zu kaufen. Auf dem Schulhof können Interessierte in einem E-Auto probesitzen und Andreas Schug, Referent für E-Mobilität der LEW, Fragen stellen. Die Schulküche durftet schon – hier heißt es „Pizza selber und fair backen“. Mehrere Klassen arbeiten an einem Projekt zum Thema Palmöl und wie man es vermeiden kann oder erstellen Talkshows und Präsentationen zu den Themen Waldrodung, Erneuerbare Energien und Fair Trade. Im Brunnenhof wird an Fahrrädern geschraubt – immerhin muss der zum Stadtradeln notwendige Drahtesel ja auch gepflegt werden. Eine der Mauern im Hof wird mit Farbresten zu einer internationalen Willkommensbotschaft verschönert: ‚Hallo‘ in neun Sprachen strahlt dem Besucher entgegen. Und in der altehrwürdigen Gießhalle upcyceln Schülerinnen ausrangierte Bücher aus der Schulbibliothek zu formschönen Hockern. Einer Deutschlehrkraft blutet zwar das Herz, aber besser als die Bücher entsorgen oder neue Möbel kaufen, ist diese Option allemal.

 

Auch hoher Besuch aus der Politik ist zugegen: die zweite Bürgermeisterin Martina Wild erinnert sich gut an ihre eigene Schulzeit am Stetten. Sie wollte deswegen extra den Dialog mit den Schülerinnen suchen und hat sich für ein Interview-Format statt eines Vortrags entschlossen. Kritische Fragen folgen prompt: Gibt es eine nachhaltige und kostengünstige Fortsetzung des 9-Euro-Tickets? Wie wird das Konzept „Fahrradstadt Augsburg“ weiter ausgebaut werden? Wie steht es mit Plänen um eine autofreie Innenstadt – oder mindestens Maxstraße? Frau Wild zeichnet eine Vision einer grünen Zukunft, beharrt aber auch darauf, dass es das Engagement der Jugend und ihre kritische Mitarbeit in der Politik braucht, um solche Projekte voranbringen zu können. Bildung für nachhaltige Entwicklung sei deswegen essentiell – darum habe sie sich so übe die Einladung gefreut. „Genau um das umzusetzen veranstalten wir ja diesen Projekttag“, so Barbara Engelke, Hauptorganisatorin des Projekttags und Lehrkraft am Stetten. „Dieser Tag ist ja auch der Höhepunkt einer längeren Kampagne zur Fragestellung, wie ökologische Nachhaltigkeit ganz explizit bei uns an der Schule umgesetzt werden kann. Wir freuen uns über die zahlreichen nachhaltig beeindruckenden Ergebnisse und hoffen auf immer neue Ideen unserer Arbeitsgruppen – damit die Zukunft in kleinen Schritten ein bisschen besser wird.“