Kinoseminar zum Vorbehaltsfilm "Jud Süß"

Am 14.2.2025 hatte die gesamte Q12 die Gelegenheit den nationalsozialistischen Propagandafilm „Jud Süß“ aus dem Jahr 1940 anzusehen und zu analysieren. Damals begleitete der Film den Übergang zur systematischen Massenverfolgung und –tötung der Juden im nationalsozialistisch eroberten Europa – und wurde millionenfach in deutschen Kinos gezeigt. Heute steht der antisemitische Film auf dem Index und darf nur mit dafür ausgebildeten Referenten zu Bildungs- und Forschungszwecken angesehen werden.In Kooperation mit dem Institut für Kino und Filmkultur e.V. (IKF) und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung sowie dem Thalia Kino in Augsburg konnte unserer Q12 dieser Vorbehaltsfilm präsentiert werden.

Vorab erläuterte uns der fachkundige Referent Arndt Klingelhöfer bereits vor Beginn der Vorführung einige politische Zusammenhänge und Hintergründe. So erfuhren wir unter anderem, dass der Film direkt von Propagandaminister Joseph Goebbels in Auftrag gegeben und die Produktion überwacht wurde. Seit Beginn des Krieges 1939 wurde die Judenverfolgung ausgeweitet und nach einer so genannten „Endlösung“ gesucht, was bald danach zur Errichtung von Vernichtungslagern mit Gaskammern führte.

Auch nach der Vorführung gab es noch ausreichend Gelegenheit, den Film zu besprechen und seine Negativ-Klischees und Wahrnehmungs-Tricks zu analysieren. Der Zuschauer wir durch Kameraführung, unterlegte Musik, Kontrastdarstellungen u. v. m. in seiner Wahrnehmung beeinflusst. Und die Veranstaltung wird vermutlich ein Leben lang in Erinnerung bleiben, weil jeder gemerkt hat, dass man sich dieser Beeinflussung trotz aller Analyse und Reflexion gar nicht völlig entziehen kann: Der Jude Joseph  („Süß“) Oppenheimer wird im Film so negativ dargestellt – egoistisch, hinterhältig, übergriffig und, und und -, dass man die Figur kaum ertragen kann. Eine eindringliche Lehrstunde über die Wirkung von Propaganda!

Andreas Hofmann (Text), Daniel Gehret (Organisation des Kinoseminars)